Studentenwohnanlage Regensburg
Wettbewerb 2016, 3.Preis

Städtebau:

Die städtebauliche Figur der neuen Studentenwohnanlage nimmt die L-Form des städtebaulichen Entwurfs auf. Der Neubau tritt somit in ein Verhältnis zu den verbliebenen zwei Altbauten der ehemaligen Kaserne. Die drei Bauten formen eine Art Kernbereich am östlichen Ende des neuen Quartiers.

Das Baufeld der Wohnanlage wird bis an die Baugrenze ausgenutzt. An der Franz Mayer-Straße wird die Baulinie besetzt. In der Baukörperkonfiguration ergibt sich durch die Erweiterung des "L" zu einem "U" mit ungleich langen Schenkeln ein räumlich gefasster Hof.

Die bestehenden großen Bäume im südöstlichen Quadranten des Grundstücks bleiben wie gefordert erhalten; sie stehen in einem leicht abgesenkten Bereich des Gartens.

Nutzungsgliederung:

Ein natürlich belüftetes Parkdeck auf dem Niveau des im Norden anschließenden Geländes fungiert als Sockel, der zur südlich gelegenen Franz Mayer-Straße hin teilweise ins Gelände einbindet.

Die Wohnnutzung ist auf den vier an der Straße ablesbaren Ebenen untergebracht. Die Wohnungen sind nach Osten, Süden und Westen hin orientiert. Die Erschließung hingegen liegt überwiegend an der Hofseite. Nur beim nördlichen Riegel kehrt sich dieses Verhältnis um: Hier sind die Wohnungen (Gruppenappartments) nach Süden in den Hof orientiert.

Der Gemeinschaftsbereich liegt als eingeschossiger Bebauungsstreifen an der Westseite des Hofs. Ihm vorgelagert ist eine Erschließungsachse in Süd-Nord-Richtung. Dank einer Ausklinkung / Aufständerung im Erdgeschoss des nördlichen Riegels ergibt sich ein Sichtbezug zum nördlich gelegenen Grünraum. Hier ist auch der überdeckte Freibereich der Gemeinschaftsflächen angesiedelt.

Die straßennah anzuordnenden Nutzungen wie Fahrradstation und Müllraum sind ins Gebäude integriert und gut von der Straße aus zu erschließen. Fahrradstellplätze werden auf zwei Ebenen angeboten und jeweils ins Gebäude integriert: Im EG entlang des Zugangswegs, im UG im Anschluss an die PKW-Stellplätze.

Erschließung:

Die Wohnanlage wird selbstverständlich von der Franz Mayer-Straße her erschlossen. Fußgänger folgen einem Weg in die Tiefe des Grundstücks und erschließen die Anlage über den Haupteingang (links) oder einen Nebeneingang (rechts). Bewohner und Besucher, die die Anlage mit dem PKW erschließen, fahren an der Ostflanke des Gebäudes auf das untere Niveau und biegen dort in das Parkdeck ab. Treppen und Aufzüge von der Parkebene aus erlauben den direkten Zugang zu den oberen Etagen.

Die Wohnungen sind durchgängig über offene Gänge (Laubengänge) erschlossen. Die Treppen liegen innerhalb der Laubengangzonen. Dank der Verbindungen auf allen Geschossen lassen sich über einen einzige, zentral positionierten Aufzug alle Wohnungen barrierefrei erreichen.

Konstruktion:

Die Wohnanlage ist im Rohbau als Stahlbeton-Tragwerk konzipiert. Der Modul der Wohnungen in den oberen Geschossen und der Stellplätze in der unteren Ebene ist aufeinander abgestimmt. Jede zweite Wohnungstrennwand wird als tragende massive Schotte ausgebildet. Diese Schotten ruhen auf kürzeren Schotten oder auf Stützen in der Parkebene. Die Decken der Obergeschosse spannen als Flachdecken zwischen den Schotten. Die Decken der Laubengänge werden thermisch getrennt an das Haupttragwerk angeschlossen und kragen von hier aus. Die Treppenläufe werden als Fertigteile in Aussparungen dieser Laubengangdecken eingehängt. Die nichttragenden Wohnungstrennwände werden als Trockenbauwände zwischen den Wohnungen bzw. als Mauerwerkswände zum Laubengang hin ausgeführt.

Fassaden / Farbigkeit:

Die Baustruktur führt zu drei Fassadentypen: Zu weitgehend geschlossenen Fassadenabschnitten an den 'Köpfen' der Riegel, zu Fassaden mit hohem Öffnungsanteil an den laubengang-abgewandten Seiten der Wohnungen und zu einer thermisch offenen, semi-transparenten Fassadenschicht vor den Laubengängen.

Die geschlossenen Fassadenabschnitte sind mit einer hinterlüfteten Fassade verkleidet. Es handelt sich um kleinformatige Glasmosaikfliesen auf Trägerplatten. Die Wahl eines einheitlichen, aber farblich differenzierbaren Materials erlaubt es, den Kontrast zwischen einer farblich eher neutralen Außenschale (West- und Ostfassade und die 'Köpfe' der Riegel an der Außenseite des Blocks) und einer warmfarbigen Innenschale (Laubengangwände zum Hof hin) erfahrbar zu machen.

Die transparenten Abschnitte der Wohnungsfassaden (Holz-Aluminium-Fenster mit Isolierverglasung) zeigen ein deutliches Relief, da die verschiebbaren Fenster deutlich hinter der Festverglasung zurückgesetzt sind.

Die Absturzsicherungen der Laubengänge bestehen aus Stahlrahmen, die mit Edelstahl-Seilmaschennetzen gefüllt sind. Diese Fassadenschicht läuft über die Gebäudehöhe hinweg und schließt somit die Laubengangzonen zu einem Volumen zusammen. Die Laubengänge bleiben jedoch Außenklima; für den ungehinderten Durchblick wird die Fassadenschicht vor den Laubengängen durch große Öffnungen durchbrochen.

Apartments:

Die fast durchgehend einhüftig erschlossenen Einzelwohnungen erscheinen zunächst relativ tief. Trotzdem sind sie gut belichtet; zum einen über die großzügigen Öffnungen an den Außenfassaden, zum anderen durch Glasausschnitte in den Zugangstüren. Die Wohnungen werden durch die Sanitärzelle in eine Vorbereich mit Küche und Essplatz und in den Hauptraum / Schlaf-und Wohnbereich gegliedert. Die Fassade lässt sich über Schiebefenster so weit öffnen, dass der Innenraum den Charakter einer Loggia erhält. Darüber hinaus ist eine Querlüftung gut möglich. Durch gespiegelte Anordnung der Apartments ist eine rationelle Anlage der Ver-und Entsorgungsschächte gegeben. Bei den 'Dubletten' ergibt sich ein größerer zusammenhängender Vorbereich mit Küche und Essplatz. Die Wohngruppen verfügen über eine eigens räumlich abgetrennte Küche / Esszimmer.

Kommunikation und Privatheit:

Das besondere Profil einer Studentenwohnanlage - im Gegensatz zu einer unspezifischen Wohnanlage- ist durch ein bestimmtes Verhältnis zwischen Kommunikation und Privatheit gekennzeichnet: Es gibt einerseits ein Bedürfnis nach Rückzug, Ruhe und Konzentration, andererseits ein Bedürfnis nach Kommunikation und Gemeinschaftserlebnis. Im Sinne des letzteren ist z.B. die Laubengangerschließung nicht nur eine rationelle Erschließung, sondern kann auch -bei der richtigen Breite des Gangs- Gelegenheit für informelle Kontakte und Aufenthaltsqualität bieten. Ebenso ist der Innenhof mit seiner zentralen Grünfläche ein gemeinschaftliches Element; konsequenterweise sind die entsprechenden Programmbestandteile hierzu orientiert. Andererseits gewährt die Orientierung des größeren Teils der Wohnungen nach 'außen', d.h. vom Hof abgewandt, eine relative Ungestörtheit. Die gewählte Baustruktur ermöglicht so einen guten Ausgleich zwischen den beiden konträren Ansprüchen und Wünschen.

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